Präsenz in Social Media ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Das wurde mir in den vergangenen Tagen und Wochen wieder einmal sehr klar; ich war viel (daher E-Mail-Stau) unterwegs. Workshops und Vorträge vor allem.

Es fällt auf: Unternehmen quer durch alle Branchen professionalisieren sich im Moment, was Social Media betrifft. Das ist ja sozusagen mein Kerngeschäft. Botschaften klarzurren, Strategie- und Plattformkonzepte basteln.

Was mir dabei oft zu kurz kommt, ist meine Idee von den Markenbotschaftern: Menschen, die ihr Unternehmen (egal ob das eigene oder das, bei dem sie angestellt sind) weiterbringen, weil sie online persönlich unterwegs sind – und so zu Botschaftern für ihr Unternehmen werden.

Ich werde auch künftig intensiv und gerne Unternehmen begleiten, wenn sie die ersten Gehversuche im Social Web unternehmen oder eine Kommunikationsstrategie auf den Weg bringen möchten. Weil ich es kann (Kalauer, sorry).

Doch ich habe den Eindruck, dass ein Bereich ganz massiv zu kurz kommt: Social-Media-Strategien für Einzelpersonen. Wenn man das „Strategien“ nennen kann – es geht eher um Selbstfindung.

Jede Woche spreche ich mit Menschen, die aufgrund ihrer Einbindung in Projekte und Prozesse innerhalb ihrer Unternehmen überhaupt nicht dazu kommen, über ihre eigene, persönliche Positionierung im Web nachzudenken. Aus Zeitmangel, aber auch aus Angst, sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Lieber bastelt man wild herum und verliert sich in Abstimmungsprozessen. Wer darf was, welche Botschaften wollen wir senden, auf welchen Plattformen machen wir das.

Dabei ist meines Erachtens genau das der Schlüssel zum – das klingt jetzt platt – „Erfolg“:

  • Positioniere dich bei Facebook und Twitter + im persönlichen oder Corporate Blog als Mensch, nicht als Unternehmensvertreter. (Den nicht so sympathischen Begriff „Vertreter“ setze ich hier einmal ganz bewusst.)
  • Betrachte die Social-Media-Sphäre nicht als „Trägermedium“ für Corporate Storytelling oder gar für bestimmte Unternehmensziele.
  • Social-Media-Plattformen sind nicht das Trägermedium. Da fehlt noch was. Social Media sind nur die Atmosphäre, in der andere Botschaften später abheben können. Social Media ist die Luft, in der Botschaften fliegen können, nicht mehr.
  • Um Botschaften, die bestimmte Ziele verfolgen, wirklich zum Fliegen zu bringen, musst du noch ein Flugzeug bauen…
  • Und dieses Flugzeug besteht aus Konversation. Oder besser: Persönlichkeit, den Begriff mag ich lieber.
  • Klingt abgedroschen? Nein. Es funktioniert genau wie im realen Leben. Ich habe mich neulich mit einem Verkäufer (!) unterhalten, der etwas dagegen hatte, in Social Media zu posen, nur um dann auf dieser Basis etwas zu verkaufen. Ja, aber: Das ist meines Erachtens der Denkfehler: Man verkauft auf Basis von Small Talk und Konversation. Egal ob im realen Leben oder in Social Media. Es würde auch niemand als Posen bezeichnen, wenn man gesellschaftliche Events besucht und sich dort unterhält, um Leute kennenzulernen.

Das Ganze ist noch etwas unscharf, aber in den letzten Tagen komme ich (erstmals? nein) zu dem Schluss: Social-Media-Plattformen und das reale Leben sind alles andere als unterschiedlich. Alles funktioniert nach genau den gleichen Mustern.

  • Wir möchten ein berufliches Ziel erreichen.
  • Fast 100% des Weges, der uns dahin bringt, funktioniert nicht direkt zielorientiert. Wir unterhalten uns mit vielen Menschen – über alles Mögliche – und bei dieser Gelegenheit ergeben sich berufliche Chancen.
  • Unsere großen Ziele – die „big wins“, über die ich ganz oft in Vorträgen rede – die erreichen wir dann nebenbei. Weil wir eben als Menschen wahrnehmbar sind und damit Sympathie oder Interesse wecken.

Aus all diesen Gründen habe ich Lust, mehr Social Media Coaching mit Einzelpersonen zu machen.